Die Stimme des Berglöwen erfüllte die Höhle mit einem tiefen Brummen, hallte von den Wänden wieder und verflüchtigte sich durch den Eingang nach draußen. Seine leisen Schritte führten in meine Richtung, erreichten mich aber nicht. Im fahlen Mondlicht war sein Fell silber geworden und seine Augen grau. Nach einiger Zeit wand er den Kopf zu mir hinüber, sah mich für einen Augenblick an und seine leisen Worte bedeuteten mir zu ihm zu gehen. Wer ich bin ist nicht weiter wichtig, ich bin der Zuhörer des Erzählers, nicht mehr und nicht weniger. Nur eine kleine Stimme, ein Flüstern, mehr bin ich nicht. „Diese Welt war nicht immer so“, begann er mit seiner tiefen, traurigen Stimme. „Es begann im Winter. Die Menschen verließen das Gebirge, nachdem sie gegen die fallenden Schneemassen verloren hatten. Die Stadt ließen sie hinter sich, doch nicht nur die Häuser. Auch einige Tiere blieben dort. Hin und wieder kann man sie sehen. Einsame Gestalten auf der Suche nach Wärme und Nahrung. Doch sie haben noch nicht verstanden wie man alleine überleben, denn dafür muss man nicht der Höchste im Rudel sein, sondern der, der es mit Verstand führt.Ich habe nur noch einmal von den Menschen gehört. Sie hatten das Tal erreicht, damals noch eine weiße Weite, nur von den hohen Bäumen des Waldes und einigen großen Felsen unterbrochen. Seit dem veränderte sich alles. Mit jedem Tag war es wärmer geworden bis Schnee und Eis vollkommen verschwunden waren. Neue Pflanzen begannen zu wachsen, abre bald wurde es auch für diese zu warm. Der Boden wurde trockener, das Wasser knapper.“
[Die Hitze setzte allem Leben dort zu]
„Keiner von uns konnte im Tal bleiben. Unsere Körper waren die Hitze nicht gewohnt und unsere einzige Möglichkeit zu überleben war die kältere Heimat. Aber jedes Tier das hinauf kam, war eines für das der Platz fehlte, das keine Nahrung finden würde oder weiter ziehen musste. Die Nahrung war knapper geworden. Für jeden. Wir beschlossen für die Jagd in das Tal zu gehen. Leider wussten wir nicht, dass Andere das Gebiet für sich beanspruchten. Ihre Pelze waren dünner, ihre Körper an die Hitze gewöhnt. Wir hatten nicht damit gerechnet andere Tiere anzutreffen. Für uns war es unmöglich tagsüber Zeit im Tal zu verbringen, nur in den kühlen Nächten konnten wir dort jagen. Doch die neuen Jäger wollten uns diese Jagdzeit verwehren. Im Tal fehlte Wasser, im Gebirge Nahrung. Ein Kompromiss wäre leicht zu finden gewesen, doch beide Seiten blieben stur. Einige aus dem Gebirge wohl nur weil sie die Veränderung nicht wahr haben wollten. Dennoch versuchten die beiden Seiten in das jeweils andere Gebiet einzudringen und sich zu holen was sie brauchten. Vor allem im Wald trafen beide Gruppen häufig aufeinander, da es dort sowohl Nahrung als auch Wasser gab und dieser weder zum Gebirge noch zum Tal gehörte.“
[Es kam... nie zu ernsthaften Kämpfen...]
„Bald hatten sich mehrere Gruppen gebildet. Die Sunsets im Tal und die Daydreams im Gebirge. Beide verteidigten ihre Heimat gegen die andere Gruppe. Neben diesen beiden gab es noch die Haustiere, die in der alten Stadt lebten und die Wanderer, die Heimatlosen, die zwischen den Gebieten umherstreiften, aber auf keiner der beiden Seiten erwünscht waren. Es gibt verschiedene Gründe zu einem Wanderer zu werden, doch die meisten wählen diese Seite, weil sie nicht mit den Gruppen in Verbindung gebracht werden wollen... Wie ich.“
Wortlos erhob sich der Berglöwe, wand sich dem Höhleninneren zu und schritt mit fast lautlosen Schritten hinein. Er würde seine Geschichte wieder erzählen, da war ich mir sicher. Nur nicht mir. Denn ich kannte sie nun und es war Zeit meine eigene Geschichte zu erschaffen. Ich ging hinaus in den eisigen Schneesturm und hinterließ nur meine Spuren, die im Schnee zurück blieben, während ich meinen eigenen Weg suchte...
Shortfacts
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Schreibstil: 3. Person Singular einfache Vergangenheit